Die Berührung

Die Berührung
Er hatte ihre Hand schon oft gesehen, aber nie wirklich gespürt.
An diesem Abend lag sie zwischen ihnen auf dem Tisch, ruhig, offen, fast wartend.
Draußen sank die Sonne, das Licht fiel golden auf ihre Haut.
Und plötzlich war da dieser Moment – klein, unscheinbar, und doch vollkommen.
Er legte seine Finger auf ihre Hand, zögernd, als würde er ein Geheimnis berühren.
Ihr Atem stockte, dann wurde er tiefer.
Die Zeit schien stillzustehen.
Kein Wort, kein Gedanke – nur Wärme.
Eine Welle, die sich zwischen ihnen aufbaute, unsichtbar, aber unübersehbar.
Er spürte, dass es keine gewöhnliche Berührung war.
Etwas in ihr antwortete – nicht mit Bewegung, sondern mit Schwingung.
Es war, als ob sich zwei Energien erinnerten, dass sie einmal eins gewesen waren.
Kein Begehren, kein Ziel, nur eine stille Erkenntnis: Ich kenne dich.
Ihre Augen begegneten sich, und für einen Atemzug sah er sie – wirklich.
Ohne Maske, ohne Schutz.
Er sah die Frau, die sie war, und das Licht, das sie trug.
Und sie sah in ihm denselben Glanz, dieselbe Sehnsucht nach Ganzheit.
Er nahm seine Hand nicht zurück.
Die Stille um sie herum wurde weich, vibrierend, lebendig.
Die Berührung wurde zum Raum, in dem alles erlaubt war – Nähe, Wärme, Wahrheit.
Sie sprach nicht, aber ihr ganzer Körper antwortete: Ja.
In diesem Moment geschah das, was kein Wort beschreiben kann.
Zwei Seelen erinnerten sich, dass Liebe kein Gefühl ist, sondern ein Zustand.
Und dass selbst die zarteste Berührung eine Tür sein kann –
wenn sie mit Bewusstsein geschieht.



